Das Clementinenhaus bezieht im Diskurs um die stark frequentierten Notaufnahmen bei zunehmender Vorstellung von Bagatellfällen klar Stellung für seine Patientinnen und Patienten. „Wir nehmen die Beschwerden, Sorgen und Nöte jedes Patienten ernst, der unsere medizinische Hilfe sucht. Natürlich spüren auch wir eine zunehmende Belastung unserer Notaufnahme durch eine steigende Anzahl an Patienten. Dabei scheint gerade der Anteil an Patienten zu wachsen, der eben nicht notfallmäßig im Krankenhaus behandlungsbedürftig ist“, sagt der Leiter der Notaufnahme des Clementinenhauses, Dr. Bastian Schönemeier. In die Notaufnahme des „Clemi“ kommen pro Jahr etwa 12.000 Patientinnen und Patienten. Ein großer Anteil der Fälle stellt sich als nicht notfallmäßig behandlungsbedürftig heraus. Warum die Betroffenen mit ihren Beschwerden dennoch eine Notaufnahme aufsuchen, müsse mit dem Ziel einer patienten- und ressourcengerechten Lösung intensiver untersucht werden, fordert Schönemeier.
„Es gibt mit der haus- und fachärztlichen Versorgung und dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst bereits ein umfangreiches Filtersystem, das den Zugang zur Notaufnahme nicht notfallmäßig behandlungsbedürftiger Patienten reguliert. Dieses System erscheint in Bezug auf die Notaufnahmen zunehmend limitiert. Über die Gründe dafür können wir nur spekulieren. Für eine gleichsam patienten- und ressourcengerechte, langfristige und passgenaue Lösung bedarf es einer verlässlichen Analyse dieser Fälle“, erläutert Dr. Schönemeier. Auch eine bessere Aufklärung der Bevölkerung sei grundsätzlich sinnvoll. Die Unterscheidung zwischen Notfall oder wenig kritischer Erkrankung bleibe aber für den Laien manchmal schwer zu treffen. In der Region Hannover entwerfen die Leiterinnen und Leiter der Notfallaufnahmen Hannovers aktuell eine Aufklärungskampagne, die dieses Problem stärker berücksichtigt.
Der Geschäftsführer des Clementinenhauses, Ralf Benninghoff, erinnert in der Debatte um überfüllte Notaufnahmen an den grundsätzlichen Auftrag des Hauses: „Das Clementinenhaus existiert, um in Hannover und besonders im Stadtteil List mit seinen 195 Betten eine Krankenhausversorgung zu gewährleisten. Das bedeutet: Wir sind fester Bestandteil der Versorgung der Bevölkerung und dies auch mit unserer Notaufnahme“, sagt er. Die im Gesundheitssystem bestehenden Sektoren werden jedoch von der Bevölkerung nicht mehr wie früher gelebt und berücksichtigt. Dies führt dazu, dass die Notaufnahmen auch durch weniger kritische Krankheitsfälle über die Maßen belastet werden. Dies Problem muss daher sektorübergreifend gelöst werden und für die Patienten müssen die Zuständigkeiten wieder klar sein. Im Fokus des Krankenhauspersonals stehen zurecht
immer erst die Patienten und ihre Anliegen.